jetzt ist es offiziell

der erste tag der offiziellen ausgangsbeschränkungen. vorerst einmal für zwei wochen angesetzt, aber ich fürchte, dabei wird es nicht bleiben.

wie sich alleine heute schon die stimmung geändert hat, schildert ein kleiner situationsbericht meiner heutigen einkaufsrunde:

drei männer und eine frau stehen abwartend vier frauen und einem mann gegenüber. die sonne brennt. ein heftiger wind treibt einen langen streifen papier zwischen den gruppen durch – die letzte rechnung eines hamsterkaufes. niemand nimmt davon notiz. die blicke sind starr auf das gegenüber gerichtet. kein blinzeln, um nicht gefahr zu laufen, etwas zu übersehen oder zu versäumen.
wie auf ein stilles kommando hin fächern sich die beiden gruppen auf, gehen auf abstand. gut eine armlänge, um den schussarm frei bewegen zu können, zugleich auch genügend freiraum zu haben, um im notfall eine ausweichbewegung zu machen.

die augen verengen sich zu schmalen schlitzen, mustern möglichst unauffällig das gegenüber, versuchen, dessen gedanken zu erahnen. „was hat er vor?“ „wie wird er reagieren?“ „wer ist der erste?…“
fäuste schließen sich fest um griffe, sehnen treten hervor, weiße fingerknöchel sind stille zeugen der anspannung. nervös zucken finger in dünnen handschuhen. einer der männer zupft an einem tuch, das sein gesicht zur hälfte verdeckt. möchte er sich unkenntlich machen? ist er berühmt? wird er steckbrieflich gesucht? man weiß es nicht, das tuch lässt zu wenig erkennen.

ein lautes niesen zerreißt die angespannte stille. alle zucken zusammen, doch niemand lässt dabei sein gegenüber aus den augen. zu groß ist die gefahr, dass der kleine augenblick der unachtsamkeit ausgenützt wird. die nieserin zieht laut hoch, wischt sich mit dem handrücken die nase. dabei hält sie mit der anderen hand den griff weiterhin fest umklammert.

plötzlich setzen sich die beiden gruppen in bewegung – die ampel ist auf grün gesprungen.
blicke zucken hin und her, stets darauf bedacht, dem gegenüber ja nicht in die augen zu sehen. man schlängelt sich, in größtmöglichem abstand, und so schnell es eben noch schicklich ist, aneinander vorbei. dabei die einkaufstrolleys geschickt umeinander herumlavierend. man hat es eilig, möchte aber nicht den eindruck erwecken, ein „schisser“ zu sein, der leicht in panik zu versetzen ist. man macht auf cool, über den dingen stehend, als könnte einem selbst „das virus“ nichts anhaben.

und wie war das einkaufen bei euch so? 😉